Das Annuitätendarlehen
Kunden können bei Banken und Versicherungen Darlehen für die verschiedensten Anschaffungen aufnehmen. Ein häufiger Grund für eine Darlehensaufnahme ist die Immobilienfinanzierung. Dabei handelt es sich um eine langfristige Finanzierung, die über bis zu 30 Jahre zurückgezahlt wird. Kaum ein Kunde macht sich vor der Darlehensaufnahme Gedanken über die Art des angebotenen Darlehens. Es gibt jedoch große Unterschiede hinsichtlich der verschiedenen Darlehensarten. Grundsätzlich können Abzahlungsdarlehen, Festdarlehen und Annuitätendarlehen unterschieden werden. Das Annuitätendarlehen ist die gebräuchlichste Darlehensform in Deutschland.
Doch auch bei klassischen Anschaffungsdarlehen handelt es sich oft um Annuitätendarlehen. Wir erklären im nachfolgenden Artikel, was genau ein Annuitätendarlehen ist. Außerdem gehen wir auf die Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile dieser Darlehensform ein.
Was ist ein Annuitätendarlehen?
Beim Annuitätendarlehen handelt es sich grundsätzlich um ein gewöhnliches Darlehen. Verbraucher nehmen dieses Darlehen auf und zahlen es in Raten zurück. In den meisten Fällen wird beim Annuitätendarlehen eine monatliche Rate geleistet. Die Rate kann jedoch auch quartalsweise oder jährlich gezahlt werden. Die zu zahlende Rate wird als Annuität bezeichnet. Das Wort „Annuität“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „annus“ ab und bedeutet „Jahr“. Darlehensnehmer zahlen jedes Jahr die gleiche Summe als Annuität zurück.
Eine Besonderheit des Annuitätendarlehens ist, dass die Darlehensrate nicht sinkt. Die vereinbarte Rückzahlungsrate bleibt bis zur kompletten Rückzahlung des Darlehens gleich. Eine Ausnahme bildet die Immobilienfinanzierung mit einer Zinsbindungsfrist. Wenn die Zinsbindungsfrist abgelaufen ist, kann die Annuität mit der Bank neu verhandelt werden. Wird ein Forward-Darlehen abgeschlossen, kann die Annuität ebenfalls beim Ablauf der Zinsbindungsfrist geändert werden.
Mit dem Forward-Darlehen können sich Darlehensnehmer schon heute den Zinssatz für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft sichern. Gleichzeitig wird die zu zahlende Annuität vereinbart und vertraglich festgehalten. Somit ist das Annuitätendarlehen ein Zinssicherungsinstrument und hilft dabei, Zinsen zu sparen und die Kosten einer Finanzierung zu senken.
Zins- und Tilgung beim Annuitätendarlehen?
Die große Besonderheit beim Annuitätendarlehen besteht darin, dass die jährliche Annuität aus einem Zinsanteil und einem Tilgungsanteil besteht. Darlehensnehmer zahlen mit jeder Rate Zinsen an die Bank und tilgen gleichzeitig einen Teil ihres Darlehens.
Außerdem führt die Aufteilung in den Zins- und Tilgungsanteil dazu, dass die Annuität immer gleich hoch bleibt.
Die eingesparten Zinsen fließen direkt in die Tilgung des Darlehens. Der Tilgungsanteil beträgt zu Beginn der Laufzeit immer mindestens 1% der Darlehenssumme. Das bedeutet, dass jährlich 1% der Darlehenssumme zurückgezahlt wird. Bei einem Darlehensbetrag von 300.000,00 EUR beträgt der Tilgungsanteil jährlich 3.000,00 EUR. Monatlich zahlen Darlehensnehmer folglich einen Tilgungsanteil von 250,00 EUR. Die anfängliche Tilgung kann allerdings auch höher ausfallen. Sie kann individuell mit der Finanzierungsbank vereinbart werden.
Wie unterscheidet sich das Annuitätendarlehen von anderen Darlehensformen?
Viele Verbraucher verstehen den Unterschied des Annuitätendarlehens zu anderen Darlehensformen nicht. Der wesentliche Unterschied liegt in der gleichbleibenden Rate und dem steigenden Tilgungsanteil. Bei einem Abzahlungsdarlehen (Tilgungsdarlehen) vereinbaren Darlehensnehmer zu Beginn der Laufzeit eine Rate. Diese Rate besteht zwar ebenfalls aus einem Zins- und Tilgungsanteil, doch die zu zahlende Rate sinkt während der Laufzeit des Darlehens kontinuierlich. Das liegt daran, da beim Abzahlungsdarlehen der Tilgungsanteil immer gleich bleibt und der Zinsanteil sinkt.
Die Rate ist zu Beginn der Laufzeit sehr hoch und am Ende der Rückzahlungszeit niedrig. Beim Festdarlehen zahlen Verbraucher während der kompletten Laufzeit ausschließlich Zinsen. Das Darlehen wird zu einem festgelegten Datum komplett getilgt. Das Annuitätendarlehen ist die Darlehensart mit der konstantesten und planbarsten Rate. Flexibel bleibt das Darlehen dadurch, dass Verbraucher die Dauer der Zinsfestschreibung selbst wählen können. Dadurch kann in planbaren Abständen die Annuität geändert werden. Jedoch besteht das Risiko, dass die Zinsen zum Ende der Zinsfestschreibung steigen und somit auch die Annuität deutlich höher ausfällt.
Die Vor- und Nachteile eines Annuitätendarlehens
Das Annuitätendarlehen hat zahlreiche Vor- und Nachteile, die Darlehensnehmer vor dem Abschluss beachten sollten. Zu den größten Vorteilen zählt die gleichbleibende Darlehensrate des Annuitätendarlehens. Da die Annuität während der Laufzeit gleich hoch bleibt, bekommen Verbraucher eine sehr gute Kalkulationsgrundlage. Beim Abschluss einer Immobilienfinanzierung steht somit schon fest, wie hoch die Rate in 9 Jahren ist. Das sorgt für eine hervorragende Planbarkeit. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass mit jeder Rate der Zinsanteil sinkt und der Tilgungsanteil steigt. Darlehensnehmer tilgen mit voranschreitender Laufzeit einen immer größeren Teil ihres Darlehens.
Zu den Vorteilen des Annuitätendarlehens zählt weiterhin der konstante Zinssatz. Während der Zinsbindungsfrist kann der Zinssatz bankseitig nicht geändert werden.
Der zu zahlende Zinsbetrag wird übrigens immer von der aktuellen Restschuld berechnet. Darlehensnehmer können bei Zahlungsschwierigkeiten den Tilgungsanteil reduzieren oder für ein paar Monate komplett aussetzen.
Das Annuitätendarlehen hat jedoch nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Zu den Nachteilen zählt die hohe und über die komplette Laufzeit gleichbleibende Rate. Sie ist zwar eine hervorragende Kalkulationsgrundlage und sorgt für eine gute Planbarkeit. Gleichzeitig stellt die Rate jedoch eine langfristige Belastung dar. Bei anderen Darlehensformen sinkt die Rate und Darlehensnehmer werden sukzessive entlastet. Das ist beim Annuitätendarlehen nicht der Fall. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass am Anfang der Laufzeit der Tilgungsanteil sehr niedrig ist. Darlehensnehmer zahlen nur einen sehr geringen Tilgungsanteil. Deshalb sinkt die Restschuld zu Beginn der Laufzeit nur langsam.
Für wen ist das Annuitätendarlehen sinnvoll?
Das Annuitätendarlehen ist nicht für alle Verbraucher geeignet, die ein Darlehen aufnehmen möchten. Prädestiniert ist es für Menschen, die über eine lange Laufzeit eine gleich hohe Darlehensrate zahlen möchten. Im Rahmen von langfristigen Immobilienfinanzierungen ist diese Vorgehensweise von Vorteil, da Darlehensnehmer oft nicht wissen, wie ihre Einkommenssituation in einigen Jahren aussehen wird. Generell ist der Einsatz des Annuitätendarlehens sinnvoll, wenn eine Immobilie langfristig finanziert werden soll. Die Möglichkeit der Zinsfestschreibung sorgt bei dieser Darlehensform für eine gute Absicherungsmöglichkeit.
Dies trifft auch auf Foward-Darlehen zu, mit denen die Zinsen im Voraus gesichert werden können.
Das Fazit zum Annuitätendarlehen
Beim Annuitätendarlehen handelt es sich um die gebräuchlichste Darlehensform in Deutschland. Vorwiegend Immobilienfinanzierungen werden mit Annuitätendarlehen abgewickelt. Diese Darlehensform unterscheidet sich grundlegend von anderen Darlehensformen. Einer der größten Vorteile besteht darin, dass die Darlehensrate über die komplette Laufzeit gleich bleibt. Zu den größten Nachteilen kann gezählt werden, dass die Belastung über die komplette Rückzahlungszeit des Darlehens hoch bleibt. Für Menschen, die langfristig und planbar kalkulieren möchten, ist das Annuitätendarlehen genau die richtige Wahl. Vor dem Abschluss sollten Verbraucher die verschiedenen Darlehensformen und Angebote der Banken mit einem Annuitätenrechner genau miteinander vergleichen, um Zinsen und somit nachhaltig Geld zu sparen.